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Rotvieh

Haustierrassen – Sechsämter-Vieh im Fichtelgebirge

Der Erhalt unserer strukturreichen Landschaften im Fichtelgebirge mit hohem Biotopanteil durch die Beweidung mit Schafen, Ziegen, Rindern oder Pferden ist ein Thema, das die Naturparkarbeit gedanklich und praktisch seit längerem begleitet.

Dabei hat der Naturpark Fichtelgebirge eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse besonders im Fokus: Das „Sechsämter-Vieh“ – eine lokale, leider bisher ausgestorbene Rotviehrasse in der Region.

Als Rotes Höhenvieh fasste man nach 1984 einige alte, robuste, einfarbig-rote Hausrindrassen zusammen, die in den Mittelgebirgen in Mitteleuropa vorkamen und nur knapp dem Aussterben entgangen sind. Die Ursprünge lassen sich bis in die Keltenzeit nachverfolgen. Durch Einkreuzungen anderer roter Rinderrassen im europäischen Umfeld entstanden die heimischen Rotviehschläge, eingeteilt nach den geographischen Gegebenheiten in Höhen- und Niederungsvieh.

Dorfanger mit Rotvieh in Breitenbrunn, Joh.Ch. Ziegler 1829

Im Fichtelgebirge war dies ein Höhenrind, genannt Sechsämter- oder Vogtländervieh. Im Laufe der Jahrhunderte war eine rotbraune Rasse herangezüchtet worden, die sich in optimaler Weise für die gebirgige Gegend eignete. Das sog. „Sechsämtervieh“ war kleinwüchsig, hatte einen kräftigen Hals und einen breiten Bug und Rücken . Es ließ sich gut zum Einspann verwenden, war genügsam und verwertete das vielfach saure Futter der Wiesen gut; sein Fleisch war als schmackhaft bekannt. Bis zu den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ist dieses, robuste „Allzweckrinderrasse“ vollständig ersetzt worden durch leistungsfähigere, gefleckte Milch- und Masttiere.

Mit dem Verlust der „roten“ Kuh im Fichtelgebirge gingen auch deren gute Eigenschaften, – Fruchtbarkeit, gute Konstitution und Langlebigkeit, schmackhaftes Fleisch, Toleranz von Sauergräsern – verloren. Eigenschaften, die heute wieder gefragt sind bei unseren aktuellen Themen, dem Erhalt unserer Kulturlandschaft und als qualitätvolles, nachweisliches Markenprodukt aus der Region.

Mühsam haben engagierte Züchter 30 Jahre später mit Restbeständen aus Sachsen, Hessen und einer Erhaltungsherde in Prag die Wiedereinbürgerung der Rinderrasse begonnen. Aus einem Landschaftspflege-Pilotprojekt der Landwirtschaftsverwaltung und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. mit Rotvieh im Oberpfälzer Wald haben sich im Nachbarbezirk etliche Herden ausgebreitet, aus deren Beständen sollen Rotvieh-Herden im Fichtelgebirge neu begründet werden.