An den sonnigen Waldrändern, insbesondere dort wo Wälder an Feuchtgebiete oder Moore grenzen, ist eine der größten Populationen der Kreuzotter, unserer einzigen heimischen Giftschlange, zuhause:
KREUZOTTER (Vipera berus)
FAMILIE: Vipern ( Viperidae)
Besonders geschützt:
nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
Rote Liste Deutschland: 2 (stark gefährdet)
Rote Liste Bayern: 2 (stark gefährdet)
Die Kreuzotter ist mit bis 70cm eine eher mittelgroße Schlange. In der Regel kann man die Geschlechter gut an der Färbung unterscheiden. Während die Männchen eine graue (speziell zur Paarungszeit leuchtend hellgrau) Grundfärbung besitzen, sind die Weibchen eher bräunlich. Bei beiden Geschlechtern zieht sich ein dunkles Zickzack-Band über den Rücken. Eine V-oder X-förmige Zeichnung befindet sich auf dem Kopf. Manchmal können aber auch vollständig schwarz (sog. „Höllenottern“) oder braun („Kupferotter“) gefärbte Exemplare auftreten.
Bayerns einzige heimische Giftschlange ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Sie besitzt nicht nur eines der größten Verbreitungsgebiete aller Schlangen, sondern auch das nördlichste. Sie ist die einzige Schlange, die auch noch nördlich des Polarkreises vorkommt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom äußersten Westen Englands sowie Frankreichs bis zur Insel Sachalin in Russland und in Nord-Süd Richtung ungefähr von Lappland bis nach Griechenland. Kreuzottern besiedeln dank einiger intelligenter Anpassungen also kühlere Gebiete als ihre wärmebedürftigeren Verwandten. Dies ist zum Einen die Fähigkeit, mittels Rippenspreizung die Körperoberfläche beim Sonnenbaden zu erhöhen, zum Anderen erbrütet das Weibchen die Eier komplett im Mutterleib und bringt dann lebende Jungtiere zur Welt. So gibt es kein Gelege, welches auf einen warmen Neststandort angewiesen ist (wie z.B. bei der Ringelnatter).
Das Fichtelgebirge ist bayernweit eines der wichtigsten Verbreitungsgebiete der Kreuzotter. Sie bewohnt offene bis halboffene Lebensräume, wobei bei uns als sogenannte Primärlebensräume (ursprüngliche Lebensräume, welche nicht durch Menschen gestaltet wurden) v.a. Blockschutthalden in den Gipfelbereichen (z.B. von Platte, Kösseine oder Haberstein) aber auch die zahlreichen Nieder- und Hochmoore ( z.B. das Zeitelmoos bei Wunsiedel , die Häuselloh bei Selb oder auch die Torfmoorhölle) besiedelt werden.
In der Kulturlandschaft des Fichtelgebirges sind durch die Siedlungstätigkeit des Menschen aber auch diverse Sekundärlebensräume (quasi Lebensräume aus zweiter Hand) entstanden. So werden auch Zwergstrauchheiden (besonders mit Heidelbeere) auf Waldlichtungen, Feuchtwiesenränder, strukturreiche Waldränder oder auch Heckenbereiche mit Feldlesesteinen angenommen.
Wichtig für ein optimales Kreuzotterbiotop sind einige kleinklimatische sowie strukturelle Voraussetzungen:
Das Beutespektrum erwachsener Kreuzottern umfasst v.a. Kleinsäuger wie Langschwanzmäuse, Wühl- und Spitzmäuse, aber auch je nach Lebensraumtyp Gras- und Moorfrösche. Junge Schlangen ernähren sich dagegen fast ausnahmslos von jungen Fröschen und v.a. Waldeidechsen. Interessant ist, das sich das weltweite Verbreitungsgebiet der Waldeidechse (auch Berg- oder Mooreidechse ( Zootoca vivipara)) mit dem der Kreuzotter ziemlich deckt. Auch die Strategie , die Eier im Mutterleib auszubrüten, verfolgt die Waldeidechse ebenfalls.
Die Kreuzotter ist definitiv eine Giftschlange, als Lauerjäger setzt sie ihr Gift zum Töten ihrer Beutetiere und für die Unterstützung der Verdauung ein. Als Mensch von ihr gebissen zu werden ist nicht unmöglich, aber eher selten. Als sehr scheues Tier flüchtet die Schlange schon bei den ersten Anzeichen einer Bedrohung und greift v.a. nie von selbst an – es bedarf dazu schon einer extremen Störung. Außerdem ist die ihr zur Verfügung stehende Giftmenge sehr gering, weswegen bei einem Verteidigungsbiss meist wenig bis gar kein Gift eingesetzt wird. Vernünftige Outdoorkleidung und festes Schuhwerk sind in der Regel ein ausreichender Schutz. Aufgrund der geringen Dosierung ist ein Biss für einen gesunden Erwachsenen meistens nicht weiter gefährlich, manchmal allerdings sehr schmerzlich. Trotzdem sollte natürlich immer ein Arzt aufgesucht werden. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren und v.a. die Wunde nicht auszusaugen.