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Ortstermin mit Fachbehörden zur Pflegeabsprache an der Steinselb

Scheckenfalter 2016 – Beteiligung am Bundesprojekt Goldener Scheckenfalter der Kreisgruppe Hof des BN

Der Naturpark Fichtelgebirge e.V. , Landschaftspflegeverband im Landkreis Wunsiedel ist zusammen mit der unteren Naturschutzbehörde im Lkr. Wunsiedel i. F. seit Projektbeginn 2015 beteiligt an dem Bundesprojekt Goldener Scheckenfalter des Bundes Naturschutz Kreisgruppe Hof. Die Projektleitung für den wissenschaftlich Euphydryas aurinia genannten Tagfalter hat Wolfgang Degelmann und Nora Sichardt vom BN Hof in Kooperation mit Thomas Findeiß vom sächsischen Vogtlandkreis.

Der Goldene Scheckenfalter ist ein Tagfalter im Habitat des mageren, blütenreichen Feuchtgrünlandes. Vor 50 Jahren im Fichtelgebirge relativ verbreitet steht er heute auf der Roten Liste der Tagfalter Bayerns mit der Einstufung „stark gefährdet“. Feuchtes Grünland auf Torfboden ist nach der Biotoperfassung entwässert worden, die dann mögliche Grünlandbewirtschaftung mit mehrfachem Schnitt und Düngung verdrängte mehr und mehr die Blumen. Der Goldene Scheckenfalter verlor zunehmend seinen Lebensraum und ist heute auf wenige Flächen im Osten des Landkreises Wunsiedel i. F. reduziert worden.

Der Goldene Scheckenfalter wird auch Abbiss-Scheckenfalter nach seiner Futterpflanze genannt. Die leuchtend blaue Hochsommerpflanze der Flachmoorwiesen ist für den schwarz-orangen Falter mit seinen Eier-Gespinsten und den schwarzen Raupen unabdingbar. Ohne eine extensive Bewirtschaftung verschwinden die charakteristischen Blüten des Feuchtgrünlandes, die Verwaldung mit Weide, Birke, Faulbaum leitet zum Waldstadium über. Da der Falter ortstreu ist und wenig wandert, haben verloren gegangene, frühere Lebensräume drastische Konsequenzen für die gesamte Population.

Die Gefährdung des Falters wird so auch bundesweit bewertet: Der Goldene Scheckenfalter steht auf der Liste der Verantwortungsarten zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in Deutschland. In weiten Teilen Europas ist der Falter bereits ausgestorben: In Bayern, Sachsen und Tschechien befinden sich noch einige der letzten größeren Vorkommen im grenznahen Raum am und im „Grünen Band“.

Das Bundesprojekt leben.natur.vielfalt fördert bis 2021 die Lebensräume des Schmetterlings im Grenzgebiet Bayer-Sachsen-Tschechien in länderübergreifenden Zusammenarbeit. Der Bund Naturschutz Hof leitet Maßnahmen der Landschaftspflege ein und verbessert die Lebensräume durch Vernetzung und Erweiterung (Ankauf, Pacht). Projekte dazu finden im Landkreis Hof, im sächsischen Vogtlandkreis und in ausgewählten Gebieten im Landkreis Wunsiedel i. F. statt. Scheckenfalter kommen noch vor in Schutzgebieten östlich von Selb und auf tschechischer Seite von Wildenau. Das Perlenbachtal in Schönwald bietet mit seinen blütenreichen, feuchten Talwiesen Potential, ebenso Schutzflächen in Oberweissenbach, in Großwendern und Niederlamitz sowie an der Steinselb bei Schwarzenhammer. Alles was dem Scheckenfalter förderlich ist dient auch anderen Blühpflanzen der Feuchtwiesen, den Wiesenbrütern und der Insektenwelt.

Es finden folgenden von den Naturschutzbehörden genehmigte Maßnahmen statt:

  • Fortsetzung der traditionellen Landbewirtschaftung von Feuchtwiesen durch geförderte Mahd nach Verblühen des Teufelsabbisses im Herbst
  • Erhalt von Brachestreifen mit vitalen Beständen der Kardenpflanze
  • Kontrolle von Gehölzaufwuchs
  • Verbesserung des Blütenangebotes durch Schaffung von Rohbodenstandorten, Einsaat mit heimischen Samenmaterial, Auspflanzung von Teufelsabbiß-Pflanzen in Frässtreifen
  • Herstellung von Wanderkorridoren durch Ankauf und Auflichtung von trennenden Waldbereichen
  • mittelfristige Wiederherstellung von Feuchtwiesen durch beantragte Rodung mit Wurzelstockbeseitigung
  • Vermehrung des Scheckenfalters durch genehmigte Falterzucht mit Ausbringung in geeignete Habitate zur Wiederbesiedlung

Alle Arbeiten sind begleitet von intensivem Austausch mit Schmetterlingskundlern in Deutschland und Tschechien und der Öffentlichkeitsarbeit mit Exkursionen, Medienarbeit mit Filmaufnahmen etc..

Es finden zudem Aktionen in Schulen statt, um auf den schleichenden Artenschwund und das häufigen Einheitsgrün der eigentlich bunten Wiesen aufmerksam zu machen und Tipps zu geben, was man im eigenen Bereich für die Schmetterlinge und alle anderen Insekten tun kann.

Der Naturpark Fichtelgebirge e.V. begrüßt als Projektteilnehmer die Initiative des BN Hof sehr, dieses Bundesprojekt gestartet zu haben. Die Förderbereiche in unserem Landkreis Wunsiedel werden hinsichtlich des Bestandes an Faltern und Gespinsten genau kontrolliert, die Schutzgebiete werden weiter aufgewertet durch praktischen Arbeiten. Ankäufe erweitern den Radius des Scheckenfalters.

Gefördert werden alle Artenhilfsmaßnahmen durch das Bundes für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds und des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft.