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Gartenschläfer Fichtelgebirge

Gartenschläfer in Oberfranken!

Die Regierung von Oberfranken hatte in den Naturparken Fichtelgebirge und Frankenwald ein Artenhilfsprojekt zum Erhalt des gefährdeten Gartenschläfers initiiert. Es war eines von 5 oberfränkischen Projekten im Rahmen des Aktionsprogrammes bayerische Artenvielfalt ( Mehr dazu ).

Ziel war und ist es, Vorkommen und Lebensräume der Art näher zu untersuchen und Schutzmaßnahmen abzuleiten. Hilfreich zur Erfassung und Kontrolle von Vorkommen sind spezielle Nisthöhlen, die gerne vom Gartenschläfer als Sommerquartiere angenommen werden. Auch Erfassungsröhren aus einfachen Materialien, versehen mit einem Klebeband, liefern Haarproben, die unter dem Mikroskop als Bilchhaare identifiziert werden können.

Der Gartenschläfer hält sich gerne in den strukturreichen Nadelmischwäldern, im Umfeld von Steinbrüchen und Blockhalden auf. Auch in abgelegenen Gebäuden oder Unterkunftshäusern ist die Art gesichtet worden.

Mit dem Monitoring der Art befasst sich Nico Daume, Ranger im Naturpark Fichtelgebirge e.V.. Nico sammelt alle Hinweise und Daten aus dem breit angelegten Gartenschläfermonitoring innerhalb der Naturpark-Grenzen auf privaten und kommunalen Flächen, Flächeneigentum der BaySF sowie der Landkreise in enger Absprache mit den jeweiligen Grundeigentümern und -eigentümerinnen.

Ein wichtiger Aspekt stellt die Information der Öffentlichkeit in Hinblick auf mögliche Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums dar.

Sachdienliche Hinweise zum Vorkommen des gesuchten Gartenschläfers im Fichtelgebirge bitte an:

  • Nico Daume
    T.: 09232 / 80-541
    nico.daume@naturpark-fichtelgebirge.org

Steckbrief Gartenschläfer

Rumpfgröße: 12 – 17 cm

Schwanzlänge: 10 – 14 cm

Gewicht: 60 – 90 g (im Winter bis > 130 g)

Fellfarbe: rotbraun-grau, Flanken und Unterseite weiß, auffallend schwarze Kopfzeichnung

Nahrung: Allesfresser, überwiegend tierisch: Insekten, Würmer, Schnecken, kl. Wirbeltiere, Vogeleier, Früchte, Samen, Knospen

Vermuteter Aufenthaltsort: Lebt in Felsregionen aber gerne auch in waldnahen Gebäuden und Gärten.

Lebensweise: nachtaktiv, macht einen ausgedehnten Winterschlaf

Feinde: Füchse, Marder, Eulen

Verbreitung: Gartenschläfer kommen in Europa (ursprünglich) von Portugal bis in den Ural vor.

Verwandte / Lebensraum / Schutzstatus

Verwandtschaft:

Der Gartenschläfer gehört zu den Bilchen, auch Schläfer oder Schlafmäuse genannt. Diese uralte Nagetierfamilie ist weltweit mit 28 Arten vertreten. Seine nächsten Verwandten in Oberfranken sind der bekanntere Siebenschläfer (Glis glis), der vermutlich verschollene Baumschläfer (Dryomys nitedula) und die Haselmaus (Muscardínus avellanarius) als kleinste Bilchart. Mehr dazu

Eine Besonderheit der Bilche ist der Schwanz. Dieser hat mehrere eingebaute Sollbruchstellen in der Haut. Wird ein Bilch von einem Fressfeind, z.B. einem Marder oder einer Eule am Schwanz gepackt, reißt die Haut ab. Der Bilch kann flüchten, der Angreifer bleibt verdutzt zurück. Der Schwanzknochen trocknet ein, verheilt.

Lebensraum Oberfranken

Typisch für den Lebensraum des Gartenschläfers in Oberfranken sind strukturreiche Nadelmischwälder, Felsregionen mit einer reichen Bodenvegetation aus Moosen und Beerensträuchern. Da der Gartenschläfer auch auf tierische Nahrung angewiesen ist, benötigt er in seinem Lebensraum viel Totholz, indem er Schnecken, Würmer, Insekten und Larven findet. In abgestorbenen Bäumen und morschem Holz sowie in Felsspalten und geschützten Erdlöchern kann er außerdem gut sein Winterquartier einrichten.

Altnachweise Gefährdung und Schutz

Der bekannte Wunsiedler Lehrer und Naturkenner Willi Albrecht hat die Schlafmäuse im Fichtelgebirge bereits in den 50er Jahren beschrieben und Gartenschläfer-, Haselmaus- und Siebenschläfervorkommen auf der Luisenburg, dem Schauerberg und der Kösseine aufgezeichnet.

Spätere, systematische Kartierungen aus den 80er Jahren von Ingrid Faltin in den Forstbereichen, haben die Bilcharten von Bayern in die nordostbayerischen Mittelgebirge, neben dem Spessart und dem Alpenraum, beheimatet. Der nicht einfach zu erfassende Gartenschläfer ist häufig bei Kontrollen und Reinigungen von Vogelnistkästen aufgelistet worden. Ein Vorkommensschwerpunkt war schon vor 30 Jahren der Frankenwald und das Fichtelgebirge. Dabei konnte Ingrid Faltin ihn für das Fichtelgebirge um Warmensteinach, Weidenberg und Bischofsgrün nachweisen, zudem im Weißenstädter Forst und um Meierhof, im Selber Forst von Hendelhammer bis zum Wellerthal und um Schönwald und Rehau.

Sehr verdächtige Gartenschläferregionen sind heute die Gipfelbereiche von Kösseine, Seehügel, Platte, Schneeberg, Epprechtstein und Waldstein mit aktuellen Nachweisen.

Heute gilt der Gartenschläfer in Bayern als gefährdet, für Deutschland haben wir die Verantwortung für den Nager (Tierart der Liste des Bundesprogramms Biologische Vielfalt).

Die Ursachen des europaweiten, starken Rückgangs der Schlafmausart sind noch ungeklärt. Schätzungen sprechen von einem Verlust von 50%, Quartiermangel und natürliche Feinde gehören sicher dazu. Der Erhalt strukturreicher Wälder mit hohem Alt- und Totholzanteil ist ein wesentlicher Faktor neben der punktuellen Bestandsstützung durch künstliche Nisthöhlen als Sommerquartiere.

Details der Projektarbeit:

Monitoring: Gartenschläfer im Fichtelgebirge und im Frankenwald

In dem Artenschutzprojekt wurden verschiedene Methoden ausprobiert, um den Gartenschläfern in Oberfranken auf die Spur zu kommen.

Interessant sind die Nachweise mit der Rohr-Methoden aus England:

An „verdächtigen“ Gartenschläferplätzen wurden Plastikrohre als Nachweise ausgebracht.  In die Rohre mit ca. 4 cm Durchmesser wurden Öffnungen geschnitten und dies mit doppelseitigem Klebeband verschlossen. 1-2 m über den Boden mit Kabelbindern an Ästen fixiert, lockt Nussbutter Gartenschläfer oder andere an. Die dann gefundenen, am Klebeband fixierten Haare sind unter dem Lichtmikroskop zumindest den Bilchen zuzuordnen.

Nachweise mit den Wildkamera am Granitsteinbruch am Waldstein und auf dem Kösseine:

Im Gelände auf Ästen montierte Bretter, mit Erdnussbutter oder Marmelade bestückt, liefern in verdächtigen Gartenschläferrevieren sehr gute Nachweise über die Bilche und ihre Nachbarn. Zudem kann man mit dieser Methode in den Sommermonaten den Zeitraum der Aktivitäten der Tiere erhalten. Eine sehr effiziente Methode, die jedoch mit Anschaffungskosten für Wildkameras verbunden ist. Auch der Aufbau und die regelmäßige Kontrolle der Kamera ist in dem meist unwegsamen Lebensräumen des Gartenschläfers im Fichtelgebirge nicht zu unterschätzen. Nicht ganz eindeutig war die Methode Holzkasten mit Lockmittel, Löschpapier und Stempelkissen, die hier tatsächlich sichtbaren Trittsiegel waren nicht beständig, Bilch- oder Mauspfoten konnten schnell nicht mehr unterschieden werden.

Installation von Nistkästen als Artenhilfsmaßnahme

Den seltenen Gartenschläfern kann man erfahrungsgemäß durch Nistkästen die Lebensbedingungen in den von ihm derzeit bevorzugten Regionen im Nordosten Bayerns verbessern. In geeignetem Umfeld mit aktuellen Gartenschläfer-Nachweisen fachgerecht ausgebracht, hängen im Frankenwald und Fichtelgebirge 80 neue Kästen, gefördert durch das bayerische Biodiversitätsprojekt in den Wäldern um Kirchenlamitz, Nagel, Nordhalben, Tettau, Vordorf und Weissenstadt. Alle Kästen sind per GPS eingemessen und nummeriert. Die Montageorte liegen zum überwiegenden Teil in den strukturreichen Wäldern und Gipfellagen mit Blockhalden des Freistaates Bayern, Sehr viele Standorte unserer Gartenschläfer-Nisthöhlen liegen in staatlichen Schutzgebieten und meist in Höhen über 700 m N.N.

1. Auswahl der verwendeten Nistkästen

Als Nisthilfen wurden mehrere Möglichkeiten auf ihre Tauglichkeit geprüft. Gartenschläfer nutzen erfahrungsgemäß auch Vogelnistkästen gerne.  Auch finden sich Bauanleitungen für Bilch-Nistkästen aus Holz, die auch in anderen Regionen eingesetzt werden. Diese sind leicht zu fertigen und kostengünstig herzustellen. Allerdings ist ihre Haltbarkeit begrenzt.  

Durch das Förderprojekt konnte der Kauf spezieller Bilchnistkästen aus Holzbeton finanziert werden, die bei guter Pflege über mehrere Jahrzehnte haltbar sind. Zudem bestechen sie durch ihre Konstruktion. Mit halbrunder Rückwand sind sie sehr stabil am Baumstamm zu befestigen. Das rückseitige Eingangsloch bevorzugt eine Nutzung durch Bilche und mindert die Konkurrenzsituation mit anderen Höhlenbrütern. Zudem ist die Reinigung und Kontrolle einfach durch eine abnehmbare Vorderwand, der Kobel muss nicht abgenommen werden (Reinigung von November bis März/ April, Achtung auf überwinternde Tiere).

2. Auswahl geeigneter Standorte

Nach Rücksprache mit Experten, die im Fichtelgebirge bereits beste Erfahrungen durch Vorprojekte im Aufhängen der Kästen haben, wurden folgende Parameter für die Auswahl geeigneter Standorte berücksichtigt:

Auf Landschaftsebene:

• Gebiete, in denen es Nachweise des Gartenschläfers in den vergangenen 10 Jahren gab

• Waldstandorte mit Felsen bzw. felsreichem Untergrund

• Höhenlagen > 700 m N.N.

Lebensraumstrukturen vor Ort:

• Felsen oder skelettreiche Böden

• Lichte, strukturreiche Waldbereiche

• Liegendes und stehendes Totholz

• Beerstrauchvegetation

• Strauchvegetation und Moose

• Fruchttragende Gehölze

Kriterien für die Installation von Nisthilfen am Einzelbaum:

• In Reichhöhe, ca. 1,5 m bis 2 m Höhe am Stamm

• Süd / Südwest exponiert

• Baumarten mit eher rauer Rinde

• auf optimalen Stammdurchmesser um die 25 – 35 cm achten

• Berücksichtigung von zusätzlichen Klettermöglichkeiten wie Nebengehölze oder bis zum Boden reichende Äste

3. Erfahrungen bei der Ausbringung der Nistkästen – benötigtes Material und Werkzeuge:

• Nistkasten zur Erfassung und Kontrolle am besten vorab mit laufenden Nummern durch dauerhafte Farbe versehen

• Aluminiumnagel (zur Schonung der Bäume und besseren Haltbarkeit)

• Hammer und Handsäge, um störende Äste vom möglicherweise optimalen Aufhängplatz zu entfernen

• GPS-Gerät zur Markierung der Aufhängstelle

• Großer Rucksack; da das Gelände teilweise schwierig sein kann

• Eine Farbsprühdose kann in Absprache mit dem jeweiligen Waldbesitzer / Revierleiter Sinn machen, um bei eventuell zukünftig durchgeführten, maschinellen Holzerntemaßnahmen auf den „Biotop-Baum“ aufmerksam zu machen