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Felsen & Gesteine

Die steinreiche Ecke Bayerns

Wegen der großen Vielfalt an unterschiedlichen Mineralien und Gesteinen wird das Fichtelgebirge gerne als „die steinreiche Ecke Bayerns“ bezeichnet. Hauptgestein des Fichtelgebirges ist der Granit, der in vielen unterschiedlichen Farbvarianten vorkommt, von gelblich oder rötlich schimmernd bis hin zum weltberühmten blauen Kösseine-Granit. Daneben findet man Gneise, Basalt, Phyllitschiefer, Marmor, Quarz, Proterobas, Speckstein und vieles mehr. In Weißenstadt wurden die reichen Kristallvorkommen sogar in unterirdischen Gängen unter der Stadt abgebaut. Bei Führungen können diese heute noch besichtigt werden. Die bedeutendste Sammlung der Mineralien des Fichtelgebirges ist im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel zu sehen. Leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist die weltweite größte Sammlung von Industriewerkstein, das Natursteinarchiv im Europäischen Zentrum für das Steinmetzhandwerk in Wunsiedel.

Europas größtes Felsenlabyrinth

Auf allen größeren Gipfeln des Fichtelgebirges finden sich Felsgebilde aus dem hier vorherrschenden Hauptgestein: dem Granit. So vielfältig der Granit selbst ist, so vielgestaltig kommt er in der Landschaft vor. Das absolute Highlight unter den Felsgebilden und geologischen Besonderheiten im Fichtelgebirge ist das Felsenlabyrinth auf der Luisenburg bei Wunsiedel. Riesige Felsblöcke, wild durcheinandergewürfelt und übereinandergeschichtet ließen ein einzigartiges Naturschauspiel entstehen, das europaweit seines Gleichen sucht. Bereits vor über 200 Jahren begannen Wunsiedler Bürger, von der Faszination dieser Landschaft ergriffen, dieses Felsgebiet zu erschließen. es entstand der älteste bürgerliche Landschaftsgarten Europas. Wege und Treppen, Steige, Höhlen und Tunnels, Türmchen, Ruhebänke und Aussichtsplattformen lassen einen Besuch in diesem besonderen Geotop zu einem echten Erlebnis werden. Erdgeschichte und Kulturgeschichte fließen hier nahtlos ineinander über.

Urtümliche Felsentürme

Zum Teil hat der Zahn der Zeit wilde, urtümliche und in ihrer Form einzigartige Felstürme aus dem Gestein der Berge herausgenagt. Beeindruckende Beispiele dafür finden sich auf dem Rudolfstein, dem Burgstein oder dem Haberstein. Die eigenwillige Form dieser Felstürme ließ Johann Wolfgang von Goethe bei seinen Reisen durch das Fichtelgebirge keine Ruhe. Er wollte verstehen, wie diese Felsformen, die an aufeinander gestapelte Wollsäcke erinnern, entstanden sein könnten. Tatsächlich war es Goethe, der als erster die Entstehung dieser Felsgebilde beschrieb und ihr den Namen Wollsackverwitterung gab.

Eiszeitliche Blockmeere

Das Klima der Eiszeiten zermürbte manche der Felsgebilde auf den Gipfeln. Die einst sicher mächtigen Felsen wurden von Wasser, Wind, Eis und Sonne in kleinere Blöcke zerbröckelt. Übrig blieben zum Teil weitläufige Blockmeere und Blockschutthalden. Diese steinernen Relikte der Eiszeit finden sich beispielsweise auf der Platte, der Kösseine und am Haberstein (Schneeberg). Neuere Forschungen fanden heraus, dass nicht nur die Felsblöcke die 10.000 Jahre seit der letzten Eiszeit hier gut überstanden haben. Auch einige Tierarten, vor allem Spinnen und Laufkäferarten, die sich während der Eiszeit hierhin zurückgezogen hatten, sind bis heute hier geblieben. Die besondere Beschaffenheit der Landschaft und des Mikroklimas innerhalb dieser Blockmeere und Blockschutthalden ähnelt noch immer den Voraussetzungen, wie sie hier herrschten, als Gletscher weite Teile Europas unter sich begraben hatten.

Ein magnetischer Berg

Eine weitere geologische Besonderheit ist der Haidberg bei Zell. Alexander von Humboldt, einst Bergmeister in Arzberg, entdeckte, dass sein Gestein magnetisch wirkt. Wer mit einem Kompass den Haidberg besteigt wird sich wundern, wie die sonst so zuverlässige Nadel verrückt spielt.

Steinbrüche – früher wichtiger Arbeitsplatz, heute wertvoller Lebensraum

In über 130 Steinbrüchen wurden Granit, Marmor, Basalt und Speckstein Anfang des 20. Jahrhunderts abgebaut. Einige tausend Menschen fanden hier Arbeit. Heute existieren nur noch eine Handvoll Betriebe, die diese wertvollen Naturmaterialien gewinnen: den blauen Kösseinegranit, den Wunsiedler Marmor und Basalt für den Straßenbau. Die alten, aufgelassenen Steinbrüche sind heute wichtige und wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten.