Über die Gipfel des Fichtelgebirges verläuft die Europäische Hauptwasserscheide, die Trennlinie zwischen den Stromgebieten der Elbe, der Donau und des Rheins. Auf dem Seehügel, nahe dem Seehaus, stoßen ihre Wassereinzugsgebiete zusammen. Hier entscheiden wenige Meter, ob die fallenden Niederschläge der Nordsee oder dem Schwarzen Meer zufließen.
Main, Eger, Naab und Saale sind die vier bekanntesten Quellen, die dem Fichtelgebirge entspringen. Sie fließen in die vier Himmersrichtungen: Der Weiße Main nach Westen, nach Norden die Sächsische Saale und die Eger nach Osten. Alle drei strömen über Rhein bzw. Elbe der Nordsee zu. Die Naab fließt nach Süden, mündet in die Donau und strömt schließlich dem Schwarzen Meer zu.
Unterschiede in Gestein und Relief, Boden, Klima und Wasserchemie führen im Fichtelgebirge und anderswo zu sehr unterschiedlichen Formen von Quellaustritten. Diese lassen sich drei Haupttypen zuordnen:
Quellen sind räumlich begrenzte Orte, an denen Grundwasser frei, der Schwerkraft folgend, austritt. Brunnen dagegen sind gefaßt, verbaut etc. Dadurch ist der typische Lebensraum der ursprünglichen Quelle stark verändert.
Grundwasser tritt immer dann in einer Quelle zu Tage, wenn eine Wasser leitende Bodenschicht von einem Hang angeschnitten wird. Meist treten entlang der darunter liegenden, Wasser stauenden Bodenschichten mehrere Quellen auf gleicher Höhe am Hang aus.
Im Fichtelgebirge bilden mächtige Schichten aus verwittertem Granit den oberflächennahen Waserleiter. Insgesamt gibt es über 10.000 Quellen im Fichtelgebirge!
Die für das Fichtelgebirge typischen Sumpfquellen besitzen einen ständig von Wasser durchsickerten Boden. Mit diesen Bedingungen kommen Bäume nicht zurecht, deshalb sind auch Waldquellen frei von Baumbewuchs. Im Vergleich zu ihrer Umgebung bieten sie somit einen lichten Lebensraum, wovon Gräser, Kräuter, Farne und Moose profitierern. Unter den besonderen Standortbedingungen der Quellen – relativ viel Licht, im Sommer ziemlich kühl, im Winter verhältnismäßig warm – entwickelte sich deshalb eine charakteristische Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren.
Vor allem Nutzungsinteressen des Menschen beeinträchtigen die Quellen mit ihrer Flora und Fauna. Quellen bieten spezialisierten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum, der, einmal zerstört, nicht wieder herzustellen ist. Deshalb sind sie als besonders wertvolles Biotop nach dem Bayer. Naturschutzgesetz geschützt. Maßnahmen die Quellen zerstören sind demnach unzulässig.
Die Reinheit des Quellwassers muss erhalten werden. Vermieden sollten insbesondere Nährstoff- und Schadstoffeinträge in das Grundwasser sowie unnötige Schädigungen durch Betreten, Fassen und Verbauen. Von herausragender Bedeutung für den Schutz unserer Quellen ist aber eine größere Wertschätzung, denn schließlich ist Wasser die wichtigste Lebensgrundlage für Mensch und Natur.
Aus: Quellen im Fichtelgebirge, Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung des Naturparks Fichtelgebirge, Autoren: W. Wurzel und V. Auddorff).