Wunsiedel. Im Herzen eines gut beobachteten Populationsbereiches des Gartenschläfers fand vergangenen Freitag, den 18.10.2019, eine Infoveranstaltung am Kösseinehaus statt. Nach den begrüßenden Worten des Landrates Dr. Döhler, welcher sich als Biologe natürlich für diese kleinen Schützlinge interessiert, stellte der ehemalige Gebietsbetreuer und jetziger Koordinator des BUND Naturschutzprojektes „Spurensuche Gartenschläfer“ Bereich Nord-Ostbayern, Eckardt Kasch, das Projekt, dessen Ziele und erste Prognosen vor. Der Gartenschläfer gehört wie der Siebenschläfer und die Haselmaus zu den Schlafmäusen. Die Population dieser Tiere reichte ursprünglich von der Atlantikküste Spaniens und Frankreich bis zum Ural. In den vergangenen 30 Jahren ist der Bestand um mehr als 50 % unbekannterweise gesunken, auch sonst ist wenig über diese Art und ihr Verhalten bekannt. Im Hohen Fichtelgebirge ist ein gesunder Bestand an Gartenschläfern im natürlichen Lebensraum zu finden. Der Naturpark nimmt an dem Bundesprojekt teil, das Fichtelgebirge ist eine Region in Deutschland in der vertiefte Untersuchungen u.a. durch Nahrungsanalysen (Was fressen die Gartenschläfer?) stattfinden.
Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband Wunsiedel berichtete von den Anfängen der Meldungen des kleinen Nagers mit der Maske in den 50 Jahren und von Fundortkartierungen des Landesamts für Umweltschutz aus dem Jahr 1988. Erste Bilder des attraktiven Bilches bekam 2005 der Naturpark Fichtelgebirge von dem langjährigen Naturbeobachter Heinz Spath aus Marktleuthen, er war auch der Pionier für hölzerne Gartenschläferkästen auf der Platte, die als Sommerquartiere und zur Aufzucht der 2-3 Jungtiere dienten. Gelder aus einer Naturschutzstiftung ermöglichten dem Naturpark Fichtelgebirge 2011 die Montage von 12 stabilen Holzbeton-Spezialkästen für die Gartenschläfer am Rande der Blockmeere auf der Platte und dem Schneeberg mitten in Heidelbeerfeldern. Stimmt der Lebensraum mit Beeren, Totholz und Felsspalten für den langen Winterschlaf, werden die Kästen in kurzer Zeit lt. Heinz Spath zu 90% angenommen. Die Kästen mit dem rückseitigen Einschlupf in der gerundeten Rückwand (=Konkurrenzvorteil der kletternden Bilch gegenüber den ebenfalls quartiersuchenden Nistvögel) lassen auch sehr gut zu, den Bestand der Schläfer anhand der typischen Moosnester im Herbst zu kontrollieren.
Anschließend referierte Lisa Reiprich über ihre Bachelorarbeit „Die Häufigkeit des Gartenschläfers zur Entfernung von Blockhalden“ mit aktuellen Nachweis-Daten entlang einer Wegtrasse zwischen dem Schneeberg und dem Nusshardt.
Mit festen Wanderschuhen und wetterfester Kleidung ging es anschließend zu einem Kobel in der felsigen Umgebung, welcher durch die Biologin Lisa Reiprich und der Naturpark-Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat geöffnet wurde. Alle Teilnehmer durften einen Blick in den (leider schon) leeren Kobel mit vorhandenem Nest werfen und die letzten Fragen loswerden.
Der Naturpark nimmt sich seit 2011 den kleinen Nagetieren an. Sichtungen und Totfunde können sowohl beim Naturpark als auch über die Homepage vom BUND Naturschutz (https://www.gartenschlaefer.de/ ) gemeldet werden.
Zum Bild: Lisa Reiprich (rechts, rote Jacke) und Naturpark-Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat (links) erklären das Nest vom Gartenschläfer