Kirchenlamitz. Die Entwicklung der Bergwacht im Fichtelgebirge kann nun in der Naturpark-Infostelle Epprechtstein betrachtet werden. Bürgermeister Jens Büttner war der erste Besucher der Ausstellung und von der Arbeit der Bergwacht begeistert.
Die Bergwacht im Fichtelgebirge ist 100. geworden. Ihre Geschichte von 1922 bis heute wird in einer von der Bergwacht Wunsiedel erarbeiteten Wanderausstellung dokumentiert. Nach Stationen in Bischofsgrün, auf der Luisenburg, in Schönwald und in den Landratsämtern Bayreuth und Wunsiedel präsentiert sie sich nun beim Granitlabyrinth am Epprechtstein im Naturpark-Infozentrum.
Als Reaktion auf den nach dem 1.Weltkrieg stark angestiegenen Drang zur Betätigung in der Natur und damit verbundene Auswüchse, wie die Entnahme großer Mengen an Alpenblumen, Vermüllung der Landschaft, Wilderei, Vieh- und Holzdiebstahl, Einbruch und Zerstörung von Hütten, FKK, Rowdytum in Zügen und Bergbahnen gründeten am 14. Juni 1920 im Hofbräuhaus Münchner Alpenvereinssektionen die Bergwacht.
Schon zwei Jahre später hielt auch der 1890 aus dem Alpenverein hervorgegangene Fichtelgebirgsverein „Kontroll- und Überwachungsorgane (eine Wald- und Bergpolizei)“ im Fichtelgebirge für unerlässlich.
Aus den FGV-Ortsgruppen Bayreuth, Hof, Rehau, Schönwald, Selb und Wunsiedel kamen am 01.10.1922 in Wunsiedel 16 „energische Mitglieder, die eifrige Touristen sind,“ zusammen und gründeten die Bergwacht-Abteilung Fichtelgebirge. Im darauffolgenden Jahr schloss sie sich der Deutschen Bergwacht an und erweiterte sich um Ortsgruppen in Weißenstadt und Marktredwitz, denen bis zum 2. Weltkrieg und Ende der 40er Jahre mehr als ein Dutzend weitere folgten. Zeitweise existierte darüber hinaus ein weiteres Dutzend von Ortsgruppen in fast allen Gemeinden des Fichtelgebirges, in Asch und in Gehlberg in Thüringen.
Heute sind 10 Bergwachtbereitschaften in Bayreuth, Bischofsgrün, Fichtelberg-Neubau, Mehlmeisel, Tannenberg, Schwarzenbach a.W., Steinbach a.W., Schönwald, Weißenstadt und Wunsiedel übriggeblieben.
Gehörte der Schutz der Natur vor den Menschen von Anfang an zu den Aufgaben als Sitten- und Ordnungswacht, so kam in der 2. Hälfte der 1920er Jahre der Schutz der Menschen vor den Gefahren der Natur dazu. Spätestens 1945 mit dem Verbot des Alpenvereins und der durch die amerikanische Militärregierung verfügten Angliederung an das Rote Kreuz, verdeutlicht durch den Ersatz des ursprünglich Grünen Kreuzes als Signet durch das Rote Kreuz im Edelweiß, wurden die zunehmend dominierenden Aufgaben im Sanitäts- und Rettungsdienst augenfällig.
Durch das Bayerische Rettungsdienstgesetz 1974 wurde das bis dahin rein ehrenamtliche Engagement durch den öffentlichen Auftrag der Versorgung und Rettung aus unwegsamem Gelände ergänzt, der heute als Kernaufgabe wahrgenommen wird.
Die damit verbundene Fortentwicklung in Ausstattung und Ausbildung, neue Freizeitaktivitäten, gesellschaftlicher Wandel oder Mitwirkung bei Katastropheneinsätzen stellen immer wieder neue Herausforderungen dar und fordern ständige Anpassung.
Auch 100 Jahre nach ihrer Gründung ist deshalb die Bergwacht im Fichtelgebirge jung und unverzichtbar geblieben.