Friedhelm Haun, früherer Kreisfachberater für Gartenkultur beim Landkreis Kulmbach stellt sein Wissen mit vielen spannenden Infos noch bis zum 17.04.2022 im Freilandmuseum Grassemann aus.
Ausstellungszeitraum:
01. September 2021 – 17. April2022
„Der Walnussbaum – ein Weltenbummler kommt bis ins Fichtelgebirge“
Freilandmuseum Grassemann
Grassemann 3
95485 Warmensteinach
https://warmensteinach.de/urlaub-tourismus-freizeit/kultur-sehenswert/grassemann/
Öffnungszeiten:
März bis April: So 14 – 16 Uhr
Mai-Oktober: Do – So 11-16 Uhr
Eintritt:
Kinder frei
Erwachsene: 2,50 €
ermäßigt (Kurkarte, in der Gruppe): 2,00 €
Die Walnuss, beliebte Schalenfrucht und Klimabaum
Kommt der Herbst, rücken die Nüsse wieder mehr ins Interesse, und der Nussknacker wird hervorgeholt. So erfreuen sich die harten Früchte mit dem wohlschmeckenden und gesunden Kern wieder großer Beliebtheit.
Übers Jahr fallen dann eher die oftmals größten Bäume in der Streuobstwiese auf, die mit Ihrem dunkelgrünen ledrigen Laub herausstechen.
Auch in den Ortschaften findet man sie nicht zu selten, als Haus-, Hof- und Parkbäume.
Dabei unterscheiden sie sich vom üblichen Kern- und Steinobst, weil sie nicht zu den Rosengewächsen gehören. Überhaupt kommt die Walnuss nach der Eiszeit aus Asien wieder zu uns. Vor der Vereisung hat es hier auch solche Bäume gegeben (s. auch ein Exemplar in der Ausstellung).
Dazu musste es aber “politische Hilfeleistung” geben: In Persien gab es schon seit erdenklichen Zeiten eine Nutzung der Walnüsse, Alexander der Große brachte sie in den Mittelmeerraum und die Römer über die Alpen. Karl der Große ordnete an, sie in seinem ganzen Reich anzubauen. So werden die Bäume vor etwa 1000 Jahren auch an den Rand des “Nordwalds” gekommen sein.
Hier ist es ziemlich kühl, wo doch der Walnussbaum wärmere Klimate bevorzugt. Er wird zum Klimabaum, weil er auch trockene Phasen der Witterung gut überstehen
kann.
Doch finden sich in der heutigen Literatur immer noch Hinweise, dass er nur für die Weinbaugebiete Deutschlands richtig geeignet ist. Dies würde ich nicht so stehen lassen, aber in den hohen Lagen des Fichtelgebirges ist es ihm zu kalt, besonders
wenn man Nüsse erwartet. Dafür sind die Flanken unserer Berge hier gut geeignet, so wie es uns das noch höhere Erzgebirge schon vorgemacht hat. Bis 600 Höhenmetern kann man hier die Walnuss gut kultivieren.
An einem Klimabaum wird man noch lange Freude haben, wobei er dann in etwa auch “noch höher ins Gebirge kriecht”.
Die Pflanzung der Walnussbäume in die Obstwiesen und als Hausbaum habe ich schon erwähnt. Was sich hier bei seiner Größe als raumgreifender Vorteil zeigt ist, ist vielleicht im Hausgarten nicht so günstig: man muss einen Standraum von 200 m² einkalkulieren und Abstände zu anderen Bäumen und auch zu Gebäuden und Nachbarn beachten.
Zum Glück gibt es zu den ausladenden Sämlingen, die üblich sind, auch schwächer wachsende Veredelungen, die dann mal kaum größer werden als ein Apfelhochstamm. Man kann die Bäume auch regelmäßig (!) und dabei nur kleine Schnittwunden verursachend, schneiden und so den Baum im Garten in Form halten. Dabei muss man darum denken, dass die Blüten immer ganz außen sind.
Die Walnuss, beliebte Schalenfrucht und Klimabaum
Ausgeschnittene Bäume geben sich von Laub gesünder, wenn man auch weniger Früchte hat, sind die Nüsse doch von Flecken rein.
Wenn über den Schnittzeitpunkt diskutiert wird, empfehle ich den Frühsommer bis spätestens Hochsommer.
Lange wird der Walnussbaum im Frühjahr noch schlafen, spät treibt er erst rötliche, dann ergrünende Blätter und auch gleichzeitig die Blüten. Während man schimpft, die männlichen Kätzchen wegkehren zu müssen, hat noch kaum einer die weiblichen Blüten gesehen.
Der später Austrieb ist wohl eine “Vorahnung” der Spätfröste, aber nicht immer liegt der Walnussbaum richtig. Er kann ganz schwarz werden vor Frost, aber treibt in 6-8 Wochen wieder nach, nur leider: Die Blüten nicht zu ersetzen, es gibt in diesem Jahr keine Früchte.
So pflanzt man die Bäume dann doch nicht an frostige und zugige Stellen. Kauft man einen Baum, dann wachsen Ballen- und Containerpflanzen gut an. Man muss schon einige Jahre auf die Nüsse warten, schneller geht es mit Veredelungen, die auch immer gute Früchte haben. Bei den Sämlingen kommen immer einmal “Verirrungen” vor, so dass die Nüsse schon am Baum aufspringen, die Schalen undicht sind oder so dick, dass man die Früchte kaum aufkriegt. Sie können riesig groß sein, dabei einen kleinen Kern haben.
Sorten, die in der Anzucht schwierig und dann auch teuer sind, sind eben doch zu empfehlen.
Auch in den raueren Lagen am Rand des Fichtelgebirges gibt es einige Sorten, die hier gedeihen und auch gute Nüsse abgeben. Aus der deutschen Auslese von vor hundert Jahren hat sich die Sorte “G 139” oder besser “Weinheimer Nuss” an den ostbayerischen Gebirgen bewährt, dazu eine Züchtung aus Tschechien, “Apollo”, die aber schon lange in der DDR am Rand des Erzgebirges gepflanzt wurde und eine weitere, die von dort stammt, die “Seifersdorfer Runde”. Zudem hat Tschechien nach der Wende eine Sorte “Mars” geliefert, die sehr gut wächst und für raue Lagen geeignet ist, dazu sich bester Blattgesundheit erfreut.
So kann man, manchen Unkenrufen zum Trotz, in der hiesigen Gegend doch die Nüsse kultivieren, diese herrlichen Landschaftsbäume, die auch dann noch für die menschliche Gesundheit hochwertige Schalenfrüchte liefern.
Friedhelm Haun
früher Kreisfachberater für Gartenkultur
beim Landkreis Kulmbach